Jörn Pfennig
Gedichte und Aphorismen von Jörn Pfennig
Er war eifersüchtig
also war sie sicher.
Irgendwann
war sie nicht mehr ganz sicher
ob er noch eifersüchtig sei
da wurde sie unsicher.
Seine Eifersucht ließ nach
er wurde sicher
und
sie war eifersüchtig.
Mein Lieber, wenn wir auseinanderbrechen
dann will ich überleben
dann wird ich mich trotz meiner Schwächen
über mich selbst erheben
ich wird ausser dir
gar nichts verlieren
nicht die Hoffnung und nicht den Verstand
ich werde mich wehren
mit allen vieren –
du drückst mich nicht gegen die Wand!
Das Gefühl ist eine seltsame Waffe
sie ist niemals entspannt
sie ist immer auf einen selbst gerichtet
und man hat sie nicht in der Hand
doch du wirst mich
nicht verletzen
ich hab keine Lust zu leiden
auch du, mein Lieber
bist zu ersetzen
wir befrein uns von uns beiden.
Mein Lieber, wenn wir auseinanderbrechen
- gestatte mir den Vergleich -
wie ein ungebrauchtes Streichholz
dann sag ich dir eines gleich:
ich werde nicht
die Hälfte sein
die jeden Wert verliert
nein, ich werde
die Hälfte sein
die immer noch funktioniert!
Wir haben uns viel zu selten gesehen
und wenn, dann waren wir nie allein
ich fragte mich immer, was es könnte es sein
was deine Augen so traurig macht
allein waren wir nur für eine Nacht
und da wollte ich dich das nicht fragen.
Ich habe es dir ein paar mal gesagt
dass ich dich wirklich liebe
du hast gelächelt mit deinen traurigen Augen
so als würdest du es mir nicht glauben
Und wenn ich auch verstand, dass du
nichts sagen willst
so hätt ich doch gerne gefühlt, was du fühlst.
So trag ich dein Bild mit mir herum
und die Erinnerung an diese Nacht
und weiss nicht, was dich so ungreifbar macht
du hälst dich in dir selbst versteckt
in einer Ecke, wo dich kein anderer entdeckt
ich hoffe, es wird dir selbst einmal gelingen.
Es macht Sinn
sich gegen einen Sog zu wehren
der nichts als die von uns
ersehnte Tiefe bringt.
Ist denn der Grund
auf den wir kommen
wenn wir uns fallen lassen
nicht Grund genug
uns fallen zu lassen?
Als ich dich sah
war mir klar
und wenn du gehst
bring ich mich
ohne dich leben
weil was noch
kannst du nicht
wie soll es denn
aus der Traum
wird nichts
war nichts
du mich auch.
Wir haben Erhabenes nicht nötig
wir sind uns vertraut - einfach so
wir müssen keinen Ort bestimmen
wir liegen irgendwo
zwischen dem, was andere Freundschaft
oder auch Liebe nennen -
wir liegen uns oft in den Armen
aus Glück und zum Trost
aus Angst und aus Wut
und manchmal tut es so gut
miteinander zu pennen.
Als ich dir sagte
wie sehr ich
deinen Körper liebe
fragtest du:
und was ist mit meiner Seele?
Kein noch so
gelungener Satz
hätte dir
als Antwort
genügt.
Seltsam: als ich sagte
wie sehr ich
deine Intelligenz liebe
war dir deine Seele
nicht so wichtig...
Ich kenne nicht den Grund
will ihn auch nicht suchen
ich weiß nur, dass es gut war
wie wir uns verhielten.
Es macht kaum Sinn
sich gegen einen Sog zu wehren
der nichts als die von uns
ersehnte Tiefe bringt.
Ist denn der Grund
auf den wir kommen
wenn wir uns fallen lassen
nicht Grund genug
uns fallen zu lassen?
Als ich glaubte
dich zu brauchen
warst du nicht da für mich.
Du hattest keine Absicht -
du warst nur frei.
Es hat mir weh getan
und das ist gut so -
Gelegenheit, zu überprüfen
wie es steht
mit meiner Freiheitsliebe.
Wenn ich dir sage, ich hab dich lieb
wehre dich bitte nicht zugegeben:
wir kennen uns kaum
aber wir haben nicht viel Zeit.
Wenn ich glaube, dich liebzuhaben
dann brauche ich keinen Beweis
daß es wirklich so ist -
was zählt, ist die Möglichkeit.
Du wirst kaum die Gelegenheit haben
die Tiefe meines Gefühls zu überprüfen.
Wenn ich sage, ich hab dich lieb
dann laß mich ruhig lügen
wenn es dich freut, nimm es an
und laß mich zärtlich sein.
Für Zärtlichkeit braucht man keinen Grund
und schon gar nicht den Grund
Liebe
Wir warfen unsere
Zuneigungen
wehrlos
in einen Topf
wo sie sich
vermehren mussten.
Vom unterdessen
fetten Konto kann sich
jeder von uns
die Geborgenheit
abheben
die er braucht.
Kein Wunder
daß es so vielen Frauen
leichtfällt
dem Werben der Männer
zu widerstehen -
Blumen lieben
sanften Regen
nicht
Wasser aus
gebrochenen Dämmen
Fast hätte ich dich
angerufen.
Rechtzeitig hab ich
mir eingestanden
daß mir dein Körper
wichtiger war als du.
Wenn es dir einmal
genauso geht
ruf mich bitte an -
mit mir kenn ich mich aus!
Ich bitte Sie meine Liebe
meinen Sie es nicht
so verzweifelt abfällig
wenn Sie sagen
ich suche ja nur ein Abenteuer.
Sie haben nämlich recht:
ich suche ein Abenteuer
aber was heißt "nur"?
Das Abenteuer sind Sie
Ihre Seele, ihr Körper, Ihre Wahrheit,
Ihre Wirklichkeit.
Was Sie mir im Gespräch nicht sagen
hoffe ich zu entdecken
wenn wir uns heute lieben.
Diese Hoffnung
macht es zum Abenteuer
dem schönsten was es gibt.
Immer wieder.
Wenn dich und mich kein Vorbehalt plagt
wenn sich keiner von uns beiden fragt:
soll ich, muss ich, darf ich überhaupt?
Wenn uns keine Moral die Natürlichkeit raubt
und keine Angst vor diesem oder jenem
vor Versagen oder schlechtem Benehmen
wenn wir ganz einfach tun, was wir wollen
und greifen spontan in die vollen
dann wird es sicher ein fröhliches Liebesfest
das uns ganz und gar nicht an morgen denken läßt
weil die Zärtlichkeit keinen Unterschied macht
zwischen einer und einer einzigen Nacht!
Als er sie ins Kino
einlud
sagte sie: Na gut, okay!
ließ ein bißchen
Gnade mitklingen
und dachte:
Der bildet sich wohl ein
er könnte auf die Tour...
Nach dem Kino
schlug er vor
ein Glas Wein zu trinken.
Sie sagte: Na gut, okay!
ließ ein bißchen
Widerwillen mitklingen
und dachte:
Na, die Typen kenn ich
aber nicht mit mir!
Nach dem Glas Wein
bot er an
sie nach Hause zu fahren.
Sie sagte: Na gut, okay!
ließ ein bißchen
Abscheu mitklingen
und dachte:
Wehe, der fängt an
zu fummeln!
Während der Fahrt
fummelte er nicht.
Vor ihrem Haus
fummelte er nicht.
Er sagte nur:
Vielen Dank und gute Nacht!
gab ihr einen kleinen Kuß
auf die Wange
und fuhr weg.
Sie war entsetzt
und fragte sich:
bin ich denn
überhaupt nicht
attraktiv?
Alles hatte Inhalt:
unsere Worte
unsere Blicke
unsere Berührungen.
Reden, das fließt
Lachen, das hingehört
Schweigen, das lebt.
Vertrautheit
von Anfang an.
Von unseren wenigen
ersten Stunden
wird viel bleiben
und viel
wird daraus werden.
Das erlaube ich mir
zu wissen.
Wir trafen aufeinander
unvorbereitet
waren wir mutig oder war es
Selbstverständlichkeit?
Wir sollten nicht fragen
warum es war
wir wissen nur, wie es war
und du weißt es anders als ich.
Ich will deine Gedanken nicht erraten -
vielleicht aus Furcht...
Für mich kann ich nur sagen:
ich glaube, es war selbstverständlich
dass wir uns trafen -
so wie es war.
Er tut so, als würde sie ihn nicht interessieren.
Sie tut so, als würde sie es nicht merken,
dass es nur so tut.
Ihr Desinteresse interessiert ihn,
deshalb tut er so, als wüsste er genau,
dass sie nur so tut.
Sein Interesse interessiert sie,
deshalb tut sie so, als täte sie nur so, wie sie tut....
Oh heiliger Sankt Josef, wann tut sich denn
endlich was?!
Kein Mensch kann
dich mir wegnehmen
solange du nicht
dich selbst
mir weggenommen hast.
Kein Mensch kann
mich dir wegnehmen
solange ich nicht
mich selbst
dir weggenommen habe.
Vorher ist Eifersucht
grundlos -
nachher
sinnlos.
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